Vier Möglichkeiten der Arbeitskraftabsicherung
17. Juni 2022
Die Ursachen für einen Arbeitskraftverlust sind vielfältig. Was sich jedoch pauschal sagen lässt, ist, dass es alle treffen kann – unabhängig von Alter oder Job. Wir beleuchten für dich, welche Möglichkeiten der Arbeitskraftabsicherung es gibt, und erklären dir die Unterschiede.
Selbst in jungen Jahren ist die Diagnose von chronischen Krankheiten kein Einzelfall. Auch psychische Erkrankungen nehmen immer mehr zu und sind zusammen mit Nervenkrankheiten die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit. Ist dann der Verlust der Arbeitsfähigkeit nicht abgesichert, stellt dies die betroffenen Menschen im Ernstfall vor finanzielle Schwierigkeiten. Neben der klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gibt es weitere Alternativen oder Ergänzungen.
Eine Berufsunfähigkeit kann uns alle treffen
Deine Arbeitskraft ist ein wertvolles Gut. So können Erwerbstätige beispielsweise im Laufe eines durchschnittlichen Berufslebens bis zu zwei Millionen Euro (bei einem Bruttogehalt von 50.000 Euro im Jahr, hochgerechnet auf 40 Jahre) erwirtschaften. Für diejenigen, die ihren Beruf aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr ausüben können, sind die Folgen daher möglicherweise existenziell. Umso wichtiger ist eine Absicherung, die dir dein finanziell selbstbestimmtes Leben sicherstellen kann. Vielleicht hast du sogar eine Familie, die auf dein Einkommen angewiesen ist, um ihren Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Dann sicherst du mit einer guten Vorsorge nicht nur dich, sondern auch deine gesamte Familie ab.
Eine Berufsunfähigkeit ist zudem nicht selten: Gut ein Viertel aller Erwerbstätigen wird im Laufe des Arbeitslebens dauerhaft oder zumindest temporär mindestens ein Mal berufsunfähig. Dabei ist es egal, ob du körperlich schwere Arbeit leistest oder einen Bürojob hast, denn die Ursachen sind vielfältig. Am häufigsten liegt bei einer Berufsunfähigkeit eine psychische Erkrankung oder eine Nervenkrankheit vor (32 Prozent), gefolgt von Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates (20 Prozent), Krebs (18 Prozent), Unfällen (8 Prozent), Herz- und Kreislauferkrankungen (7 Prozent) und sonstigen (15 Prozent).
Was passiert, wenn ich berufsunfähig werde?
Bei Angestellten zahlen Arbeitgebende bis zu sechs Wochen lang das Gehalt weiter, danach springt die Krankenkasse ein. Spätestens nach 78 Wochen sind die Betroffenen ohne entsprechende Arbeitskraftabsicherung auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente angewiesen. Diese liegt bei durchschnittlich 869 Euro im Monat. In deiner jährlichen Renteninformation kannst du nachlesen, wie hoch oder niedrig diese bei dir persönlich ausfallen würde. Meist ist es jedoch so, dass die Erwerbsminderungsrente nicht ausreicht, um den eigenen finanziellen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Außerdem gelten für die Erwerbsminderungsrente strenge gesundheitliche Voraussetzungen und sie muss versteuert werden. Dadurch ist sie mit einer Grundabsicherung vergleichbar und eine zusätzliche individuelle Vorsorge empfehlenswert. Wir erleben nahezu täglich, wie beispielsweise Banken ihr Filialnetz reduzieren. Der Wunsch nach einer persönlichen Beratung steigt jedoch weiterhin. Denn wenn es um eine maßgeschneiderte Altersvorsorge oder Absicherung geht, die alle Wünsche und Bedürfnisse des Kunden berücksichtigt, wird selten per Mausklick entschieden. Ich nehme wahr, dass Menschen gerade in Zeiten der Digitalisierung einen Ansprechpartner wünschen, dem sie vertrauen können und der sie qualitativ gut und umfassend berät. Eigentlich ist das auch verständlich, denn es geht für den Kunden um seine eigene Lebensplanung. Genau für diesen steigenden Bedarf am Markt brauchen wir zusätzliche Beraterinnen und Berater.
Ein weiterer Schwachpunkt der Erwerbsminderungsrente: Kannst du noch irgendeinen Job länger als drei bzw. sechs Stunden täglich ausüben, erhältst du nur die „halbe Erwerbsminderungsrente“. Ein Handwerksmeister, der beispielsweise noch fünf Stunden täglich als Taxifahrer arbeiten kann, bekommt also nur die halbe Erwerbsminderungsrente. Sollte er länger als sechs Stunden arbeiten können, geht er leer aus.
Arbeitskraft absichern
All dies sind gute Gründe, um deine Arbeitskraft zusätzlich abzusichern. Das gilt vor allem für alleinverdienende Personen und für Selbstständige, die nicht gesetzlich versichert sind, doch auch für alle Erwerbstätigen im Allgemeinen. Außerdem gilt: Je früher du dich um eine private Versicherung kümmerst, desto besser. Denn Berufsstartende müssen oft deutlich weniger zahlen als Ältere und bekommen aufgrund ihres meist besseren Gesundheitszustandes leichter einen Versicherungsschutz. Doch welche Möglichkeiten der Arbeitskraftabsicherung gibt es? Wir geben einen Überblick zu den vier geläufigsten Produkten:
1. Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)
Die Berufsunfähigkeitsversicherung kann dir entsprechend den vertraglichen Bedingungen eine vereinbarte monatliche Rente zahlen, solltest du als versicherte Person deinen zuletzt ausgeübten Beruf für mindestens sechs Monate ununterbrochen und zu mindestens 50 Prozent aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können. Somit kannst du langfristigere Einkommensverluste ausgleichen und weiterhin laufende Kosten, wie beispielsweise deine Miete, zahlen.
Willst du eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, musst du zunächst Auskunft über deine gesundheitliche Vorgeschichte geben. Einige Krankheiten fallen dabei stärker ins Gewicht als andere und können je nach Versicherungsunternehmen zu Leistungsausschlüssen oder Ablehnungen führen. Dazu können beispielsweise Erkrankungen wie Diabetes Typ 1 oder Epilepsie zählen. Manche Krankheiten sind dagegen nicht relevant, müssen aber dennoch angegeben werden.
Unser Profi-Tipp
Die Finanzberaterinnen und Finanzberater von ProVentus können für interessierte Personen mittels eines Online-Tools bei mehreren Versicherungsunternehmen eine sogenannte Risikovoranfrage stellen und erhalten in Echtzeit ein Votum zu deren Versicherbarkeit. So können schnell optimale Bedingungen für dich persönlich herausgefiltert werden.
Für Personen mit einem körperlich sehr anstrengenden Job kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung sehr teuer sein. So kann der Beitrag für einen Maurer im Vergleich zu einer Bürokauffrau für denselben Versicherungsschutz deutlich höher sein. Daher ist es empfehlenswert, verschiedene Absicherungsmöglichkeiten miteinander zu vergleichen.
2. Grundfähigkeitsversicherung
Die Grundfähigkeitsversicherung kann eine sinnvolle Ergänzung oder auch Alternative zur gängigen Berufsunfähigkeitsversicherung sein. Sie kann Versicherten eine monatliche Rente zahlen, wenn diese eine oder mehrere ihrer vertraglich vereinbarten und abgesicherten Grundfähigkeiten für mindestens sechs Monate ununterbrochen verlieren. Dazu können sowohl elementare körperliche Fähigkeiten wie beispielsweise Hören oder Sehen als auch motorische oder geistige Fähigkeiten zählen. Jedoch lassen sich die Fähigkeiten, die eine Grundfähigkeitsversicherung absichern kann, nicht pauschal definieren. Denn jedes Versicherungsunternehmen legt diese selbst und oft unterschiedlich fest. Dadurch lassen sich hier allgemeine Aussagen schwer treffen. Wir haben eine Liste an möglichen Grundfähigkeiten zusammengestellt, damit du eine Vorstellung bekommst, welche Möglichkeiten der Absicherung es geben kann:
Unser Profi-Tipp
Ab wann eine versicherte Fähigkeit als verloren gilt, unterscheidet sich je nach Versicherungsprodukt. Daher solltest du immer den ausführlichen Versicherungsbedingungen entnehmen, ob deine Grundfähigkeitsversicherung zahlt, wenn der Verlust einer oder mehrerer Grundfähigkeiten für mindestens sechs Monate vorliegt.
Der Unterschied zwischen der Grundfähigkeits- und Berufsunfähigkeitsversicherung wird im Folgenden verdeutlicht:
3. Dread-Disease-Versicherung
Die Dread-Disease-Versicherung stellt eine finanzielle Absicherung bei schweren Krankheiten dar und kann eine sinnvolle Ergänzung zur Berufsunfähigkeits- und Grundfähigkeitsversicherung sein. Ob du deinen Beruf noch ausüben kannst oder nicht, ist dabei unerheblich. Die Dread-Disease-Versicherung sichert die finanziellen Folgen bei Eintritt einer schweren Erkrankung ab, damit du deinen gewohnten Lebensstandard aufrechterhalten und notwendige Therapien bezahlen kannst. Welche Erkrankungen versichert sind, regelt jedes Versicherungsunternehmen selbst. Hierzu können unter anderem Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt sowie schwere chronische Erkrankungen wie Multiple Sklerose zählen. Im Leistungsfall wird eine Einmalzahlung entrichtet. Diese Leistungen können dabei helfen, beispielweise spezielle Behandlungen oder Therapien sowie kostspielige Umbauten in den eigenen vier Wänden zu finanzieren. Kinder sind zudem in der Regel mit 25 Prozent der Versicherungssumme automatisch kostenfrei mitversichert, können aber auch ab dem ersten Geburtstag über einen eigenen Vertrag abgesichert werden.
4. Erwerbsunfähigkeitsversicherung
In manchen Fällen kann sich zur Absicherung auch eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung eignen. Dies gilt vor allem für Personen, die keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommen oder denen diese zu teuer ist. So kann die Erwerbsunfähigkeitsversicherung insbesondere für Risikoberufe im Bereich des Handwerks oder in der Altenpflege eine günstigere Alternative darstellen. Sie zahlt wie die gesetzliche Versicherung dann eine Rente, wenn Versicherte nicht in der Lage sind, irgendeine Tätigkeit für wenigstens drei Stunden täglich auszuüben. Dies bedeutet, dass beispielsweise ein Handwerker, der Bürotätigkeiten erfüllen oder als Pförtner arbeiten kann, kein Geld ausgezahlt bekommt. Dafür deckt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ebenso wie die Berufsunfähigkeitsversicherung psychische Erkrankungen ab – die mittlerweile häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit. Zudem kann die Erwerbsunfähigkeitsversicherung deutlich günstiger sein als eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Jedoch sind die Hürden, eine Erwerbsunfähigkeitsrente zu erhalten, höher als bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Vorerkrankungen können dagegen weniger streng beurteilt werden. Teilweise verwenden Versicherungen nur einen eingeschränkten Fragenkatalog. Hier kommt es jedoch immer auf den Einzelfall an.
Unser Profi-Tipp
Da eine Berufsunfähigkeitsversicherung meist einen leistungsstärkeren Schutz bietet, solltest du immer zuerst prüfen, ob diese für dich infrage kommt.
Tipps für deine Arbeitskraftabsicherung
Für die Absicherung deiner Arbeitskraft gibt es, wie du nun gelesen hast, verschiedene, auch kombinierbare Lösungsmöglichkeiten. Welcher Versicherungsschutz am besten zu dir und deinen individuellen beruflichen, finanziellen und gesundheitlichen Verhältnissen passt, lässt sich am besten in einem persönlichen Gespräch mit einem Finanzberatenden herausfinden.
Hier noch ein paar Tipps für deine Arbeitskraftabsicherung:
- Sichere dich frühzeitig ab, denn je jünger du bist, desto günstiger sind meist die Beiträge. Und je später du einsteigst, desto höher ist das Risiko, Krankheiten zu bekommen, die den Vertrag verteuern oder einen Abschluss gänzlich unmöglich machen.
- Beantworte die Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß, denn bei fehlerhaften Angaben riskierst du im schlimmsten Fall deinen Versicherungsschutz und erhältst keine Leistung.
- Sorge für einen ausreichend hohen Versicherungsschutz, wobei grundsätzlich mindestens 75 Prozent deines aktuellen Nettoeinkommens bzw. mindestens 1.000 Euro abgesichert sein sollten.
Jetzt Berufsunfähigkeit absichern!
Wir kümmern uns gerne, damit du unerwarteten Wendungen in deinem Leben zuversichtlich entgegenblicken und deine finanzielle Selbstbestimmung beibehalten kannst.